Materialien von Rucksäcken – Materialratgeber

Schon bevor es die modernen Rucksäcke aus Nylon und Polyester gab, wurden Rucksäcke hergestellt. Als Material kam dabei vor allem Baumwolle zum Einsatz. Baumwolle gibt es in sehr robusten Qualitäten, z.B. als Segeltuch, so dass es durchaus möglich ist, aus diesem Naturmaterial einen sehr haltbaren und stabilen Rucksack zu machen. Allerdings ist Baumwolle in dieser Qualität relativ schwer. Dieser unangenehme Nachteil potenziert sich, wenn Baumwolle nass wird. Da Baumwolle sehr langsam trocknet, waren die traditionellen Baumwoll-Rucksäcke nur bedingt für schlechtes Wetter geeignet.

Ein wesentlich besseres Material, das schon sehr früh für Rucksäcke verwendet wurde, ist Leder. Leder ist ein relativ robustes Material, aber das Gewicht ist bei stabilem Leder eher höher als bei Baumwolle. Zudem ist das Material teurer und die Verarbeitung aufwendiger, so dass ein guter Lederrucksack deutlich kostspieliger ist als ein Baumwollrucksack. Dafür kann ein Lederrucksack aber durchaus den einen oder anderen Regenschauer vertragen, insbesondere wenn das Leder entsprechend behandelt (imprägniert) ist.

Loden ist ein Material, das heute nur noch von traditionsbewussten Jägern und Förstern verwendet wird, früher aber deutlich weiter verbreitet war. Loden ist ein Gewebe, das in einem aufwendigen Verfahren aus Wolle hergestellt wird. Die einzelnen Fasern werden dabei derart verfilzt, dass am Ende ein Stoff entsteht, der erstaunlich wind- und wasserfest ist. Allerdings ist Loden ein relativ schweres Material. Im Vergleich mit Rucksäcken aus Baumwolle und Leder sind Lodenrucksäcke mindestens gleichwertig, hinsichtlich der Wetterfestigkeit sogar im Vorteil.

In der Vor-Kunststoff-Ära: Metall und Leder

Schnallen und andere Rucksackteile, die nicht aus einem Stoff hergestellt werden konnten, wurden früher entweder aus einem Metall oder aber aus Leder hergestellt. Meist kam ein einfacher (relativ schwerer) Stahl zum Einsatz. Da aber die meisten Rucksäcke aus der alten Zeit relativ einfache Konstruktionen sind, gibt es nur wenige Schnallen. Die meisten Rucksäcke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben z.B. nur ein großes Hauptfach und bestenfalls noch 2-3 aufgenähte Taschen.

Auch die ersten halbwegs modernen Tragesysteme wurden aus Metall hergestellt. Die einzige brauchbare Alternative war Holz, das aber aufgrund seiner Dimensionen allenfalls für Lastenkraxen oder sehr große Rucksäcke nutzbar war. Obwohl es heute sehr robuste Kunststoffe gibt, die Metallen in vielerlei Hinsicht überlegen sind (z.B. Carbon) bestehen auch heute noch sehr viele Tragesysteme im Kern aus Metallteilen. Die günstigen Materialeigenschaften (einfache Verarbeitung, robust, preisgünstig, lange haltbar)  machen vor allem Aluminium zu einem sehr beliebten Metall bei Rucksack-Tragesystemen.

Der moderne Rucksack: Polyamid und Polyester

Die Kunststoffchemie hat eine lange Geschichte, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht. Allerdings kamen die ersten modernen Polyamid- und Polyester-Stoffe erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Markt. Es dauerte jedoch eine Weile, bis die Stoffe so stabil und robust waren, dass sie auch für einen Rucksack geeignet waren. Heute werden die meisten Rucksäcke aus Polyamid- und Polyester-Geweben hergestellt, da diese beiden Materialien leicht und robust sind. Allerdings gibt es eine Unzahl verschiedenen Stoffe, die in den Kategorien Polyamid und Polyester zu finden sind. Es ist nicht ganz einfach, den Überblick in der riesigen Materialflut zu behalten. Der folgende Materialführer soll es Ihnen leichter machen, die guten von den weniger guten Rucksack-Materialien zu unterscheiden.

Materialführer Rucksack

Auf dem Rucksackmarkt gibt es unfassbar viele verschiedene Produkte. Oder genau müsste es heißen: Es gibt unfassbar viele verschiedene Produktbezeichnungen! Viele Hersteller haben eigene Materialien, die sich oft nur marginal von den Materialien anderer Hersteller unterscheiden. Für den Kunden hat das einen großen Nachteil: Es ist sehr schwierig, Rucksäcke alleine aufgrund der Materialbezeichnungen miteinander zu vergleichen.

Um dennoch ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, möchten wir im Folgenden die wichtigsten Rucksack-Materialien vorstellen. Auch wenn das Materialien-Wirrwarr auf den ersten Blick völlig undurchschaubar wirken mag, lassen sich alle Materialien, die bei modernen Rucksäcken verwendet werden, in Materialgruppen einteilen.

Die meisten Rucksäcke werden aus Polyamid (Nylon) oder Polyester hergestellt. Die Schnallen bestehen aus einem festen Kunststoff. Das Gestell wird in der Regel entweder aus einem Leichtmetall (meist Aluminium) oder einem Kunststoff (z.B. GFK) angefertigt. Die Reißverschlüsse bestehen meist aus Metall.

Es gibt zahlreiche verschiedene Markennamen für Polyamid- und Polyestergewebe, so dass in der folgenden Liste nur eine kleine Auswahl präsentiert werden kann. Viele Gewebe haben eine Beschichtung (Polyurethan oder Silikon), die das Material wasserabweisend oder wasserdicht macht. Zudem wird bei Polyamid-Geweben immer eine Beschichtung als UV-Schutz benötigt.

Hier sind die wichtigsten Materialien und Markennamen, die Ihnen beim Rucksackkauf begegnen werden:

Cordura

Cordura ist ein Markenname, der dem schweizerischen Unternehmen Invista gehört. Cordura gibt es in unterschiedlichen Stärken und Qualitäten. Bei Rucksäcken sind besonders häufig Cordura 1000D und Cordura 500D zu finden. Das D steht für Denier. Cordura kann mit Polyurethan oder Silikon beschichtet werden.

Holz

Holz war lange Zeit bei modernen Rucksäcken nicht zu finden. Vor einigen Jahren hat der schwedische Hersteller Fjällräven allerdings damit begonnen, Rucksackgestelle aus Birkenholz herzustellen, die auch für hohe Rucksackgewichte geeignet  sind. Der Nachteil der Birkenholz-Gestelle ist, dass das Gewicht etwas höher ist als bei Alu-Gestellen.

Denier

Denier ist eine Gewichtseinheit für textile Fasern. 1 Denier entspricht einem Gewicht von 1 Gramm pro 9.000 Meter. Denier wird meist abgekürzt mit den, DEN, DN oder D. Je höher der Denier-Wert eines Materials ist, desto dicker ist die Faser. Allerdings ist zu beachten, dass zwei Gewebe, die den gleichen Denier-Wert haben, unterschiedliche Qualitäten haben können, da auch die Art des Gewebes eine Rolle spielt. Eine modernere Gewichtseinheit für textile Fasern ist tex.

DuraFlex

DuraFlex ist ein amerikanischer Hersteller von Schnallen und Verschlüssen für Rucksäcke. Die Produkte werden unter anderem aus dem Kunststoff Acetal (POM oder Polyoxymethylen) und Aluminium hergestellt.

Neopren

Neopren ist der Markenname eines synthetischen Kautschuks. Der Name hat sich als Bezeichnung für alle Chloropren-Kautschuke etabliert. Neopren wird in unterschiedlichen Varianten und Stärken hergestellt. Im Outdoor-Bereich wird vor allem geschäumtes Neopren verwendet, das zum einen sehr gut isoliert (Taucheranzüge), zum anderen aber auch sehr weich und angenehm ist. Neopren wird bei Schulterriemen und Hüftgurten eingesetzt, da sich das Material hervorragend an den Körper anpasst und eine dämpfende Wirkung hat.

IWT Nexus

IWT Nexus ist ein amerikanischer Produzent von Verschlüssen und Schnallen für Rucksäcke. Als Materialien kommen unter anderem die Kunststoffe Acetal (POM oder Polyoxymethylen), Nexcel, Supertough Nylon, Nexlon, Nylon 6/6 und Elastomeric Resin zum Einsatz.

Polyamid

Polyamid ist ein Kunststoff, der sich durch sehr hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit auszeichnet. Das Material wird von UV-Strahlung in Mitleidenschaft gezogen und wird deswegen zum Schutz beschichtet. Polyamid nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf (max. 4 Prozent). Bei Rucksäcken wird vor allem Polyamid 6.6 (Nylon) verwendet. Polyamid ist das am häufigsten eingesetzte Rucksackmaterial. Es gibt unzählige Polyamid-Gewebevarianten auf dem Markt, die nicht einmal Fachleute ohne Recherche auf Anhieb unterscheiden können.

Polyester

Polyester (PES) ist ein reiß- und scheuerfester Kunststoff, der fast keine Feuchtigkeit aufnimmt sowie UV-beständig und elastisch ist. Polyester wird bei vor allem bei kleinen und mittelgroßen Rucksäcken verwendet und ist nach Polyamid (Nylon) das am häufigsten eingesetzte Rucksackmaterial. Die Materialeigenschaften sind fast so gut wie bei Polyamid, aber Polyester ist umweltverträglicher.

Polyurethan (PU)

Polyurethan ist ein Kunststoff, der sehr reißfest und elastisch ist. Bei Rucksäcken wird PU vor allem für wasserdichte Beschichtungen verwendet. Gewebe aus Polyamid und Polyester mit PU-Beschichtung halten auch ohne zusätzliche Regenhülle das Wasser ab. PU-Beschichtungen haben eine begrenzte Haltbarkeit, da der Abrieb, der bei der Rucksacknutzung unvermeidlich ist, dazu führt, dass die PU-Beschichtung zunächst dünner und irgendwann auch durchlässig wird. Gute PU-Beschichtungen halten bei normalem Rucksackgebrauch mehrere Jahre.

Ripstop

Ripstop ist eine Bezeichnung für Gewebe, die eine „Rechenkästchenstruktur“ haben, wobei die Linien der Rechenkästchen deutlich stärker sind als das restliche Gewebe. Wenn in einem Ripstop-Gewebe ein Loch oder ein Riss entsteht, verhindern die Verstärkungen, dass das Gewebe weiter aufreißt. Nicht zuletzt wird durch die Ripstop-Technologie Gewicht gespart, da nur ein relativ geringer Teil des Gewebes verstärkt werden muss.

Tex

Tex ist eine Gewichtseinheit für textile Fasern. 1 tex entspricht einem Gewicht von 1 Gramm pro 1.000 Meter. Angegeben werden auch mtex (Millitex: tex geteilt durch 1000), dtex (Dezitex: tex geteilt durch 10), ktext (Kilotex: tex mal 1000).
Umrechnung von tex zu Denier: 1 tex = 9 den

Vinylon F

Synthetische Textilfaser, die von Fjällräven verwendet wird. Der große Vorteil von Vinylon F ist, dass die Faser bei Feuchtigkeit aufquillt. Dadurch wird das Gewebe ohne Beschichtung wasserabweisend. Anders als bei Beschichtungen, die mit der Zeit durch Abrieb dünner werden, bleibt bei Vinylon F die wasserabweisende Wirkung dauerhaft erhalten. Vinylon F ist weder Polyamid noch Polyester, sondern Vinylal. Vinylal ist ein Polyvinylalkohol, der Ketten aus Makromolekülen bildet.

YKK

YKK ist ein japanischer Reißverschlusshersteller, dessen Reißverschlüsse bei sehr vielen Outdoor-Produkten zum Einsatz kommen. Der Markenname alleine verrät noch nicht viel, da es sehr unterschiedliche YKK-Reißverschlüsse gibt. Wasserdichte Reißverschlüsse werden nur bei wenigen Rucksäcken eingesetzt. Wenn überhaupt, werden wasserabweisende Modelle verwendet.